Projekt EBOL

Andreae, Johann Valentin (1586-1654)

Deutscher Theologe und Schriftsteller, wirkte als evangelischer Geistlicher in Württemberg. Um eine christlich esoterische Gemeinschaft, die er ins Leben rufen wollte, historisch zu legitimieren, erfand er in seinem Werk "Chymische Hochzeit" die Lebenslegende eines Ritters Christianus Rosencreutz, der im 14. Jh. eine Bruderschaft zur "General Reformation der gantzen weiten Welt " gegründet haben sollte. Diese Behauptung, unterstützt durch anonyme Schriften ähnlichen Inhalts aus dem Freundeskreis um A., entfesselte in der Folgezeit einen heftigen Gelehrtenstreit. Während die eine Partei das Buch als eine Satire auf Geheimgesellschaften im allgemeinen und die Alchemie im besonderen auffaßte, nahm die andere sie als eine ernst gemeinte und aufschlußreiche Einweihung in okkultes Wissen, z.B. in der Herstellung des Steins der Weisen. A. selbst distanzierte sich von diesen Spekulationen 1617 durch eine Schrift, in der er die Chymische Hochzeit als "Spielwerk" (ludibrium)  bezeichnete, mit dem er nur Anstoß geben wollte zur Erneuerung der Gesellschaft durch innere Umkehr.

Inzwischen hat sich der Glaube an die Existenz der Rosenkreuzerbewegung so weit verbreitet, daß mehrere geheime Brüderschaften sich auf die traditionellen Ideale dieses "Ordens" beriefen, u.a. die Freimauerer.

Quelle: Werner F. Bonin. Lexikon der Parapsychologie und ihrer Grenzgebiete, Fischer Taschenbuchverlag 1981

Werke: Chymische Hochzeit: Christiani Rosencreutz, 1616

An der Abfassung einer weiteren Rosenkreutzerschrift, der 1614 anonym erschienen Fama Fraternitatis, war A. wahrscheinlich beteiligt.  

Einige Einblicke in die Biographie von Andreae gewährt der Vortrag von Joost R. Ritman anläßlich der Eröffnung der Ausstellung 'Rosenkreuz als europäisches Phänomen im 17. Jahrhundert' in der Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel.